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Gemeinsam gegen Lieferengpässe

Für die Lieferketten und globalen Netzwerke insbesondere in der Lebensmittelindustrie ist die derzeitige Situation eine historische Herausforderung und beispiellose Bewährungsprobe. Für Till Bischoff, Geschäftsführer der Spedition Heidelmann, kein Grund in blinden Aktionismus zu verfallen. Doch die Kompensation der daraus resultierenden Aufgabenstellungen ist für ihn eher ein Marathon und kein Sprint.

 

Herr Bischoff, die Auswirkungen von nicht rundlaufenden Lieferketten sind nicht nur in den Supermarktregalen spürbar. Wie beurteilen Sie die Situation?

Till Bischoff:Die Lieferketten-Problematik im Allgemeinen, aber auch speziell in Bezug auf die Food-Lieferketten, bestimmt derzeit den Alltag. Entlang der gesamten Supply Chain kommt es zu Verknappungen und Störungen, wodurch es eine tägliche Herausforderung ist, auf sich kurzfristig ändernde Lieferströme zu reagieren, um dennoch die Leistungsversprechen gegenüber den Kunden, so gut es unter diesen Umständen geht, aufrechtzuerhalten. Unser Logistikteam entlang der Food-Lieferketten aber ebenso die Partner des European Food Network arbeiten mit unermüdlichem Engagement daran, die Versorgungssicherheit zu gewährleisten.“

Eine Herkulesaufgabe. Welche Auswirkungen hat die Lieferkettenproblematik speziell auf Ihr Unternehmen?

Till Bischoff: „Die Auswirkungen der derzeitigen Situation betrachte ich sehr differenziert. Es gibt solche, die sich bei der Beschaffung von eigenen Arbeitsmitteln wie Fahrzeugen oder IT-Equipment bemerkbar machen. Um die benötigten Betriebsmittel zur richtigen Zeit vorrätig zu haben, ist ein deutlich erhöhter Planungsaufwand nötig. Auch die Beschaffungskosten steigen in allen Bereichen. Auf der anderen Seite gibt es Auswirkungen auf unsere Dienstleistungen, die zwar maßgeblich mit den Beschaffungsproblemen verbunden sind, darüber hinaus aber auch mit der allgemeinen Marktlage zusammenhängen, wie zum Beispiel der Fachkräfte- und Frachtraummangel. Aufgrund der nur bedingt vorhandenen Möglichkeiten, zusätzliche Kapazitäten kurz- bis mittelfristig aufzubauen, mussten wir leider bereits einige Kundenanfragen ablehnen.“

Keine schöne Situation, in der sich gerade einige Logistiker befinden. Mit welchen Maßnahmen können Sie Ihre Kunden unterstützen, damit Lieferengpässe oder sogar Produktionsausfälle, wenn überhaupt machbar, verhindert werden?

Till Bischoff: „Das Wichtigste ist eine offene Kommunikation. Wir sind im regelmäßigen Austausch mit unseren Kunden, um uns gegenseitig über den aktuellen Stand bei gegenwärtigen Herausforderungen zu informieren. Nur wenn wir gemeinsam entsprechend transparent und in enger Abstimmung agieren, können wir lösungsorientiert gegensteuern. Wir haben ein gemeinsames Ziel vor Augen – immer liefer- und leistungsfähig zu bleiben. Geplante Aktionsgeschäfte und Aufkommensspitzen stimmen wir frühzeitig mit den Kunden ab ...“

... und diese müssen sicherlich weit vorausschauend geplant werden ...

Till Bischoff: „... unbedingt. Wir versuchen durch langfristige Planungen sichere Lieferketten für unsere Kunden aufrechtzuerhalten. Bei den regelmäßigen Ersatzbeschaffungen im Bereich des Lkw-Fuhrparks müssen wir im Vergleich zu früher aktuell zwischen einem und eineinhalb Jahren länger im Voraus planen und sehen uns dennoch mit Unsicherheiten bezüglich der tatsächlichen Liefertermine konfrontiert. Und diese Einflussfaktoren wie der Fahrermangel, Corona, der Ukraine-Krieg und die Politik machen uns das Leben de facto nicht leichter.“

Diese Einflussfaktoren müssen sicherlich im Zusammenspiel betrachtet werden, da sie Wechselwirkungen untereinander besitzen ...

Till Bischoff: „... absolut. Der Fahrermangel beispielsweise existiert schon seit Jahren, aber die Pandemie und auch der Ukrainekonflikt haben diesen noch einmal deutlich verstärkt. Der wirtschaftliche Einbruch während der Corona-Pandemie hat dazu geführt, dass viele Lkw-Kapazitäten abgebaut wurden und diese können jetzt nicht mehr in gleichem Umfang und mit gleicher Geschwindigkeit aufgebaut werden. Infolge des Ukraine-Krieges sind zudem über 100.000 ukrainische Lkw-Fahrer zur Verteidigung ihres Landes zurück in ihre Heimat gekehrt. In Zusammenhang mit der Pandemie wurden viele nationale und internationale Lieferketten durch Lockdowns und Nachfrageverschiebungen nachhaltig gestört, was bei einer vollständig vernetzten und globalisierten Welt entsprechend starke Auswirkungen verursacht, die nicht in Kürze wieder ins Gleichgewicht gebracht werden können. Gleiches gilt für den Ukrainekonflikt, der die Ukraine als wichtigen Lieferanten vieler Branchen teilweise vollständig von den Lieferketten abgeschnitten hat. Die Auswirkungen der Sanktionen gegen Russland verschärfen diese Entwicklungen noch einmal deutlich. Die Aufgabe der Politik ist es, unter anderem die Energieversorgung sicherzustellen, damit die Lieferketten nicht noch weiter gestört oder gänzlich unterbrochen werden.“

Alfred Miller, Managing Director bei DACHSER Food Logistics stellt in seinem Interview die These auf, dass für die Neustrukturierung von Lieferketten ein umfassend vernetzter Ansatz dringend erforderlich ist und die Supply Chains nur über nachhaltig geprägte Partnerschaften aufrechterhalten werden können. Teilen Sie diese Auffassung?

Till Bischoff: „Zu 100 Prozent. Diesen starken Beeinträchtigungen entlang der gesamten Supply Chain können wir nur gemeinsam mit allen Prozessbeteiligten, mittels intensiver partnerschaftlicher Zusammenarbeit, entgegenwirken. Gerade in Krisenzeiten zeichnen sich langfristig gewachsene Partnerschaften aus, die bereits über ein ausgeprägtes gegenseitiges Verständnis bezüglich der Bedürfnisse und Bedarfe verfügen und zudem effiziente Prozesse etabliert haben. Je früher alle Prozessbeteiligten die notwendigen Informationen über beispielsweise Bestellmengen, notwendige, vorhandene und freie Marktkapazitäten und auch absehbare Störungen erhalten, desto schneller, flexibler und bedarfsgerechter können wir reagieren. Weitere Optimierungen entlang der gesamten Supply Chain erreichen wir nur, wenn wir in enger Abstimmung mit den Kunden Prozesse umfassend digitalisieren, automatisieren und standardisieren. Auch mit dem Ziel, personelle Ressourcen effizienter zu nutzen und für komplexere Aufgabenstellungen einzusetzen.“

Welche Maßnahmen und Strategien treiben Sie in Ihrem Unternehmen voran, um die Supply Chain für Ihre Kunden abzusichern?

Till Bischoff:Wir legen uns beispielsweise, wo möglich, einen größeren Vorrat an Betriebs- und Arbeitsmitteln, wie IT-Equipment an, um Ausfälle und Mängel möglichst kurzfristig kompensieren zu können. Zudem wird die Risikobewertung bei Lieferanten entsprechend der neuen Marktgegebenheiten überarbeitet, um Unsicherheiten reduzieren zu können. Der regelmäßige Austausch mit unseren Kunden ist ebenso essenziell, damit wir gemeinsam und frühzeitig angepasste Bedarfs- und Notfallplanungen erstellen können. Mittelfristig sollen zudem die eigenen und festen externen Frachtraumkapazitäten weiter ausgebaut werden, was unter anderem auch durch die eigene Ausbildung von Berufskraftfahrern erreicht werden kann. Firmenintern erfolgt ein ständiger Austausch zu möglichen digitalen, operativen und strategischen Prozessanpassungen.“

Für diesen Marathon brauchen Sie viel Ausdauer.

Till Bischoff: „Das ist richtig. Aber wir haben die nötigen Voraussetzungen für den Langstreckenlauf und haben die Ziellinie immer im Blick.“

Vielen Dank für das interessante Gespräch.

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