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„Wir brauchen dringend verlässliche Rahmenbedingungen“

H.P. Therkelsen ist eines der führenden dänischen Logistikunternehmen für Lebensmitteltransporte und Gründungsmitglied des European Food Network. Peter Therkelsen ist seit 2012 Group CEO und treibt den bereits von seinem Vater eingeleiteten Nachhaltigkeitskurs konsequent voran. Doch welche Hürden er auf dem Weg zur CO2-neutralen Logistik noch überspringen muss, zeigt er im Interview.

 

Herr Therkelsen, Sie wurden bereits im Jahr 2010/11 durch die Transportbehörde in Dänemark zur „Green Transport Company“ ernannt. Diese besondere Auszeichnung belegt eindrucksvoll, dass für H.P. Therkelsen der Umgang mit nachhaltigen Themen eine lange Historie hat...

Peter Therkelsen: „...das stimmt. Denn wir haben uns schon vor 30 Jahren intensiv Gedanken darüber gemacht, wie wir den Treibstoffverbrauch unserer Trucks senken können und die Umwelt entlasten. Weit vor meiner Zeit starteten wir unter Federführung meines Vaters ein Schulungsprogramm für unsere Fahrer. Mit der Zielsetzung, ihnen zu vermitteln, dass sie mit vorausschauendem Fahren den Verbrauch maßgeblich senken, das Risiko für materielle Schäden deutlich reduzieren und entspanntes Fahren der Gesundheit dient. Dank dieser Maßnahme erhielten wir von der Transportbehörde den Titel Green Transport Company verliehen.“

Für vorbildhaftes Handeln. Denn bei den jährlich über 20 Millionen Kilometern, die ihre Lkw insgesamt zurücklegen, sind diese Schulungsmaßnahmen mehr denn je von größter Bedeutung, wenn es um die sofortige Reduzierung von C02 geht. Doch bis zur Null-Emission ist es noch ein weiter Weg. Was können Sie als Logistiker tun, um diesen seitens der Politik festgelegten Kurs zukünftig mitgehen zu können?

Peter Therkelsen: „Eine nicht einfach zu beantwortende Frage. Wir stehen aktuell in der Logistik vor einem Paradigmenwechsel, weg vom Diesel hin zu nachhaltigen Antrieben. Doch noch sehe ich für 2030/35 keine tragfähige Technologie, die serienreif und von den Kosten akzeptabel ist sowie eine entsprechende Reichweite für unseren Langstreckenverkehr quer durch Europa realisieren kann. Auch zu welchem Zeitpunkt die europaweit flächendeckende Infrastruktur fertiggestellt wird, ist noch nicht erkennbar. Denn ohne ausreichend 800 Volt Ladestationen sowie Tankmöglichkeiten für Wasserstoff können wir mit C02-neutralen Trucks unsere auf weite Strecken ausgerichtete Transportleistungen praxisgerecht nicht durchführen. Da wird uns aktuell keine wirkliche Planungssicherheit für entsprechende Anschaffungen, seitens der Politik aus Dänemark oder der europäischen Union gegeben.“

Die gibt es für den Betrieb von LNG-Lkw auch nicht wirklich. Dennoch haben Sie die Investition in deutlich teurere Flüssigerdgas-Fahrzeuge nicht gescheut, um den CO2-Ausstoß ihrer Flotte noch weiter zu reduzieren. Warum?

Peter Therkelsen: „Das hat zwei handfeste Gründe. Erstens nehmen wir die deutlich höheren Kosten für Anschaffung und Betrieb in Kauf, um den Anspruch zu erfüllen, die Logistik bei HP Therkelsen nachhaltiger zu gestalten. Denn wir können CO2 einsparen und umweltbewusster Transporte durchführen. Zweitens hat mein Vater bereits früh erkannt, dass die Garantie für den Erfolg unseres Familienunternehmens in der effektiven Bewältigung des Wandels liegt und mehr als der Wandel zur emissionsfreien Logistik kann ich mir derzeit nur schwerlich vorstellen. Also packen wir es an, auch wenn hier ebenfalls die Rahmenbedingungen noch unklar sind und wir heute noch nicht wissen, ob zum Beispiel die Mautbefreiung für Erdgasfahrzeuge nach 2023 bleibt.“

Wie viel teurer ist ein Lkw, der mit Flüssigerdgas angetrieben wird im Vergleich zum Diesel?

Peter Therkelsen: „Als wir die Fahrzeuge gekauft haben, waren die LNG-Lkw etwa 50 Prozent teurer im Vergleich zum Diesel-Lkw und jetzt steigt auch noch der Gaspreis exorbitant. Wir wollten eigentlich 30 gasangetriebene Fahrzeuge kaufen, doch aufgrund der Planungsunsicherheit muss ich mich glücklich schätzen, dass es nur 10 geworden sind. Denn für einen mittelständischen Familienbetrieb sind das schon große finanzielle Herausforderungen, die es zu stemmen gilt.“

Welche Technologie mit welchem Energieträger wird ihrer Meinung nach für die Langstrecke die bestmögliche Alternative zum Diesel werden?

Peter Therkelsen: „Biogas ist für mich eine gute Alternative. Denn in Dänemark erzeugen wir viel Biomasse, aber die Politik will das Biogas lieber für Privathäuser nutzen als für die Fahrzeuge der Transportbranche. Ein weiterer Grund für mich, das Thema Wasserstoff zu favorisieren. Unser Netzwerkpartner in der Schweiz, Peter Galliker setzt schon erste CO2-neutrale Wasserstoff Lkw ein und macht damit durchaus gute Erfahrungen auch in der Langstrecke. Ein Test unter realen Einsatzbedingungen, den wir sicherlich auch starten werden.“

Mehr über die LNG-Lkw von H.P. Therkelsen finden Sie hier ›

Dänemark ist einer der Spitzenreiter der grünen Umstellung zur Nachhaltigkeit mit einen der ehrgeizigsten Klimastrategien der Welt. Unter anderem soll bereits bis 2030 der Verkauf neuer Diesel- und Benzinfahrzeuge in ihrem Land nicht mehr genehmigt werden und das ohne eine Förderung für den Kauf von E-Autos im privaten Bereich. Wird die für das Lebensmittel-Exportland Dänemark so wichtige Logistikbranche mit Förderprogrammen unterstützt?

Peter Therkelsen: „Die dänische Regierung steht zu 100 Prozent für den grünen Wandel. Doch die Logistikbranche bekommt zum Beispiel weder Zuschüsse für Gas- oder Batterie-Lkw noch Abgabesenkungen für CO2-freundlichere Energiequellen. Dänemark will das grüne Land sein mit seinen Windrädern, Biogasanlagen und Wasserkraftwerken, aber wir müssen die Kosten für den Wandel hin zur nachhaltigen Logistik alleine stemmen – eine echte Wettbewerbsverzerrung im Vergleich zu anderen europäischen Nationen, die ihre Logistikunternehmen durchaus fördern. Leider haben einige dänische Logistiker insbesondere, die international aktiv sind, ihre Firmensitze auch aus diesem Grund bereits in andere Länder verlegt.“

Ihnen werden aber durchaus große Steine in den Weg gelegt...

Peter Therkelsen: „... die wir, da wo wir es können, wegräumen. Nehmen sie als ein Beispiel unsere langjährige Mitgliedschaft im European Food Network. Das primäre Ziel des europaweit größten Netzwerk für Lebensmittel-Logistik, ist es, Stückgut effizient in ganz Europa auszuliefern. Wir vermeiden Leerfahrten, die per se die Umwelt stärker belasten. Das funktioniert nur, weil die Partner eng verknüpft zusammenarbeiten und über ein flächendeckendes Netz an Warehouses verfügen und sich trotz aller politischen Unklarheiten und fehlender Rahmenbedingungen nachhaltiges Handeln auf die Fahnen geschrieben haben. Mit dem Vorteil, dass wir den regelmäßigen Austausch über grüne Aktivitäten pflegen und so aus den Erfahrungen gemeinsam lernen können, wie Nachhaltigkeit in der Logistik funktioniert.“

Kling vernünftig. Gibt es weitere nachhaltige Projekte, die bei HP Therkelsen umgesetzt werden?

Peter Therkelsen: „Wir nutzen zu 100 Prozent LED-Leuchten in den Büros, in unserer Flotte setzen wir neben den gasangetriebenen Lkw ausschließlich Euro6-Fahrzeuge ein. Auch haben wir die Kühlanlagen der Trucks mit dieselsparenden Lösungen ausgestattet und wir sind auf dem Weg zum 100-prozentig papierlosen Betrieb. Unser Selbstverständnis ist es, so grün wie möglich zu werden. Doch damit wir noch nachhaltiger agieren können, müssen verlässliche politische Entscheidungen getroffen werden. Denn nur dann haben wir für unsere Investitionen ausreichend Sicherheit und können die grüne Zukunft aktiv mitgestalten.“

Jetzt noch eine eher private Frage: Dänemark gilt abgesehen von den Niederlanden als das Land der Fahrradfahrer. Wie kommen Sie zur Arbeit?  

Peter Therkelsen: „Mit dem Pkw. Ich habe einen Hybrid. Da ich zur Arbeit etwa 10 Kilometer habe, kann ich die mit Elektromotor fahren. Hybrid brauche ich, weil ich auch längere Fahrten machen muss ohne längere Stopps. Das ist im Prinzip das gleiche Problem wie mit den Lkw – die nachhaltigste Methode genügt nicht für lange Strecken. Elektro wird aber die Zukunft auf dem Arbeitsweg und im Nahverkehr sein.“

Vielen Dank für das interessante Gespräch.

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Carina Jungchen-Wenzlick
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